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ESD-Erdung über parallel verlegte Zuleitung
Hallo,
ich bin regelmäßig hier auf dem Bord und habe mir sehr viele Infos schon rausziehen können. Ich bin begeistert von dieser Seite. Danke für diese Möglichkeit.
Seit ca. 10 Jahren kümmere ich mich als ESD-Fachkraft in meiner Abteilung um den ESD-Schutz. Wir haben hier im Werk einen ESD-Koordinator und im Konzern den ESD-Hauptingenieur. Bisher (seit gut 10 Jahren) haben wir alles was zu erden war (Tische, EBP, Maschinen, EOL's usw.) über PE geerdet. Steckdosenerder von Fa. ..., bzw. die Maschinen gleich über PE im Schaltschrank.
Vor drei Wochen wurde es nun konzernweit untersagt, die ESD-Erdung wie bisher über PE durchzuführen.
Stattdessen muss eine separate Leitung an jede Vorrichtung, Maschine, Arbeitsplatz gezogen werden und die Erdung darf nur noch darüber vorgenommen werden. Es soll wohl vor kurzem eine Änderung in der DIN-VDE gegeben haben, aus der das wohl hervorgehen soll.
Nach Rückfragen bei der Fa. ..., ob die diesbezüglich etwas wissen, wurde das verneint.
(Die müssten es ja wissen, die verkaufen das Zeugs ja auch)
Können Sie mir weiterhelfen?
Welchen Sinn macht es eine separate Leitung zu legen, die in 20 Meter Entfernung eh wieder im Verteiler zusammengeführt wird?
Steht das wirklich in der VDE?
Leider konnte ich bisher niemanden davon überzeugen, dass die gute alte Erdung schon seit über 12 Jahren sehr gut funktioniert.
Vielleicht können Sie mir etwas an die Hand geben, womit ich überzeugen kann.
Danke für die Hilfe.
Hallo Andreas,
zwischenzeitlich habe ich auch Rücksprache mit einem Kollegen gehalten und es läuft noch eine Anfrage, ob es eine normative Änderung gibt. Uns ist zur Zeit keine bekannt.
Bei der Ausführung von Erdungsmaßnahmen bzw. Potentialausgleichverbindungen können sich lange Kabel-/Leitungs-wege oder auch Schleifenbildung negativ auf das Erdungsziel auswirken. Es können ungewollte Impedanzen / Störspannungseinkopplung entstehen.
Mein Kollege meinte auch, dass in Asien eine parallel verlegte ESD-Erdung empfohlen wird, aber da hängt der Himmel voll mit Leitungen, meinte er. Ich war noch nicht dort.
Bei uns können auch Störungen in den PE eingeleitet werden, z.B. durch Schweißautomaten, Wechselrichter, sonstige Anlagen und evtl. wäre dann eine separate Leitung sinnvoll.
Schöne Grüsse vom ESD-Coach
ESD-Erdung über parallel verlegte Zuleitung
Hallo, danke für die schnelle Hilfe.
Das ist schon mal gut zu hören, dass aktuell jedenfalls nichts bekannt ist. Wenn da diesbezüglich wirklich eine Änderung in der DIN-VDE stattgefunden hätte, müsste man das je schnellstmöglich ändern.
Es soll wohl auch im Mutterkonzern einen Vorfall gegeben haben, dass ein ESD-Event einen RCD im Verteiler ausgelöst haben soll.
Das kann ich mir nur schwer vorstellen, da ja PE gar nicht über den RCD geführt wird und wie will man diese Kausalität zwischen ESD-Event und auslösen eines RCD's überhaupt herstellen, davon abgesehen, ob die Entladung einer Person über PE überhaupt in dem Moment bemerkt wird.
Auch sind ja die Entladezeiten in Bruchteil einer Sekunde so kurz, dass der RCD davon, selbst wenn er das könnte kaum davon irritiert werden würde. Unsre RCD’s in den Verteilern sind alle zeitverzögert, damit Schaltvorgänge der Anlagen kein Auslösen provoziert.
Momentan müsste ich bei einem Subunternehmer ca. 50 ESD-Fußbodenbeläge mit Steckdosenerder einrichten. Das warte ich jetzt mal ab wie sich hier dann entschieden wird.
Jetzt habe ich zumindest mal kein schlechtes Gewissen, die bisher installierten Erdungen erst mal so zu belassen, bis intern entschieden wurde, wie nun weiterverfahren werden soll. In unserer neuesten internen ESD-Norm von 2020, wird die Schutzerdung (also über PE) sowie die Funktionserdung explizit auch noch aufgeführt.
Meine Vorgesetzte wollte nämlich schon wissen, ob wir unsere Produktion dann nicht einstellen müssten, wenn das so ein eklatanter Fehler ist.
Danke für die Hilfe
Schöne Grüße aus dem Schwarzwald, Andreas